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Deckrüdensuche
Meine Erfahrung ist sehr ausführlich ausgefallen, da ich mich sehr intensiv mit Spirits Suche nach Mr. Right beschäftig habe.
Zuerst möchte ich vorweg zwei Zuchtstätten hervorheben und deren Besitzerinnen von ganzem Herzen danken. Es handelt sich hier um die Frauen Valeria Rocco (Lupavaro) und Mojca Slovenia (Dessert Queen). Beide waren sofort bereit ihre Rüden gesundheitlich untersuchen zu lassen. In beiden Ländern sind keine gesundheitlichen Untersuchungen notwendig um mit den Rüden in die Zucht zu gehen.
Ein großes Dankeschön an Eva Baxová für ihr Vertrauen und die Bereitschaft Ceysse Bugsy untersuchen zu lassen. Die herzliche Aufnahme in Prag und die vielen Tipps, die wir als Neulinge bekommen haben.
Die wichtigste Frage die ich mir selbst gestellt habe für meine Zucht lautet: Was möchte ich verändern in Bezug auf Gesundheit, Aussehen und Wesen? Welche Ziele habe ich mit dem Nachkommen von Spirit? Lege ich Wert auf Ausstellungen oder sportliche Aktivitäten mit den Nachkommen oder ist es möglich beides zu verbinden?
Dann kommt der fast detektivische Teil. Ich suchte im Internet nach Rüden. Als ich dann einige Rüden gefunden hatte die mir vom Bild her gefielen, machte ich mir einen Lebenslauf für jeden Rüden. Ich schaute mir alle Würfe an mit diesen Rüden. Dann die Hündinnen mit denen er verpaart wurde. Sind die Welpen schon aktiv in Rennen oder waren sie auf einer Ausstellung? Gibt es Fotos im Internet.
Wie haben sie sich die Welpen körperlich entwickelt. Kenne ich vielleicht persönlich einen Nachkommen. Beide Ahnentafeln wurden genau angesehen. Manchmal ist die Farbe der Ahnen und deren Größe eingetragen. Besonderheiten die der Rüde bei jedem Wurf sichtbar vererbt hat oder hält er sich eher im Hintergrund beim Vererben im Aussehen. Ich sammelte jedes Detail über den Rüden und seine Nachkommen.
Ich konnte mich immer mit meine vielen Fragen an Karina Krieger wenden und sie war mir eine große Hilfe mit ihren Erfahrungen und Tipps. :-))
Am allerwichtigsten ist die Gesundheit des Rüden und sein Wesen, natürlich auch bei der Hündin! Erst danach gab es eine Reihe von Kriterien, die mir persönlich wichtig waren wie:
Zuerst fragte ich die/den BesitzerIn, ob sie sich eine Verpaarung mit meiner Hündin vorstellen konnten. Wenn ja, fragte ich nach, ob er gesundheitliche Untersuchungen gemacht hat. Falls das nicht der Fall war versuchte ich zu erfragen, ob die Bereitschaft dazu besteht. Falls ja - es aber es vielleicht an den Arztkosten scheitern würde - war ich auch bereit die Kosten für diese Untersuchungen zu übernehmen.
Es ist sicher gefahrloser für ZüchterInnen einen noch sehr jungen Rüden gesundheitlich durchtesten zu lassen als einen älteren Rüden. Warum? Die Gefahr einer "sichtbaren" Erkrankung steigt mit dem Alter, sowie bei uns Menschen. Bei einem jungen Rüden wird man noch keine sichtbaren Zeichen einer Erkrankung erkennen. Die Augenerkrankungen zum Beispiel manifestieren sich sichtbar erst ab den dritten Lebensjahr und je älter das Windspiel um so besser kann man Augenerkrankungen beim Sichtbefund erkennen.
Der Augenbefund ist ein reiner Sichtbefund und besagt nur den momentanen gesundheitlichen Zustand aus. Er kann in Wirklichkeit keine genetische Disposition ausschließen, was nicht vergessen werden darf. Eine genetische Erkrankung und deren Vererbung könnte man nur Mittels genetischen Test zu 100% feststellen oder ausschließen. Diese genetischen Tests für Italienische Windspiele gibt es noch nicht - auch nicht in Amerika. Eine der größten amerikanischen Firma die genetische Tests anbietet ist Optigen. Der Link listet auf, welche genetischen Untersuchungen bei welcher Rasse angeboten werden.
Einige große Zuchtstätten waren nicht zu einer Untersuchung ihrer Rüden bereit, obwohl ich für die Kosten aufgekommen wäre. Ich bin mir sicher - so wie wir Menschen, sind Tiere Träger von Krankheiten. Zwar ist das Zuchtziel ein gesunder Hund, doch entspricht dieses Ziel nicht der wahren Realität. Verantwortungsvolle Züchter bemühen sich diesem Ziel nahe zu kommen, doch Krankheit kann man nicht "wegwünschen". Selbst bei uns Menschen nicht, sonst wären wir ja schon längst frei von Krankheiten, wenn es in unserer Macht stehen würde.
Die starke Dezimierung der Italienischen Windspiele nach dem ersten und zweiten Weltkrieg in Europa lässt gar keine Vielfältigkeit an Genen zu. In den 30er Jahren kreuzte man zur Rettung des Windspiels Whippets ein. In ganz Europa gab es nur noch wenige Windspiele und die Rasse war dem Aussterben nahe. Wenn die Ahnenreihe nach hinten verfolgt wird, kann man feststellen wie oft manche Deckrüden verwendet wurden. Was ich damit sagen möchte? Das Genpotential war schon sehr eingeschränkt und diese Tatsache macht das heutige Italienische Windspiel nicht gesünder. Doch über diese Thema wird es noch einen großen Bericht in Zukunft geben.
Aber nun zurück zur intensiven Deckrüdensuche. Der ganze Schriftverkehr mit den RüdenbesitzerInnen sind fast immer in Englisch. Ärztliche Tierbefunde sind in der Heimatsprache des Rüdenbesitzers. Sich in deutscher Sprache zu einigen ist oft schon schwer. Durch die sprachliche Barriere können unabsichtlich Missverständnisse entstehen zum Beispiel durch unabsichtlich unglücklich gewählte Formulierungen. Auch diese Hürde gilt es mutig zu überwinden :-).
Es werden in der österreichischen Zuchtzulassung zwei Untersuchungen vorgeschrieben nämlich Patella- und Augenbefund. Auf freiwilliger Basis wird eine Herzuntersuchen vorgeschlagen.
Ich habe bewusst mit den gesundheitlichen Suchkriterien begonnen, weil die Gesundheit der wichtigste Auswahlfaktor für mich persönlich ist. Zuerst hatte ich das Internet als Instrument zum Schauen und Suchen. Danach habe ich die Weltausstellung in Bratislava besucht um mir dort die Rüden der "Spitzenklasse" anzuschauen. Die Creme de la Creme sozusagen. Was ist gerade Mode? In Bratislava ist mit deutlich aufgefallen: Der jetzige Trend der Rüden und auch Hündinnen sind Windspiele die sehr groß sind. Sie befinden sich am oberen Größenlimit und um 2 bis 3 cm darüber. Es genügt nur einen Rüden mit knapp 38 cm eingemessen zu kennen. In der Reihe der Rüden im Showring sieht man genau welcher Rüde dann kleiner oder größer ist.
Allerdings gibt es bei Italienischen Windspielen bei Rennen ein Größenlimit von maximal 38 cm Schulterhöhe im Reglement. Klartext: Windspiele die größer sind, müssten in der Nationalen Größenklasse starten und könnten an keinen Internationalen Wettbewerb teilnehmen. Da Spirits Vorfahren um die 38 cm groß sind und sie selbst auf 37,7 cm eingemessen ist, war für mich ein großer Rüde samt großen Vorfahren tabu. Zwar muss es durch die Verpaarung zweier größerer Windspiele nicht große Nachkommen folgen, aber die Möglicht besteht vermehrt. Der FCI-Standard spricht hier ebenfalls ein Schulterhöhenlimit von 38 cm aus. Die Vererbung der Größe ist manchmal wie ein Glückspiel. Genau Planung, aber das Ergebnis ist Überraschend.
Gleich an zweiter Stelle kommt das Wesen des Rüdens. Wie verhält sich der Rüde? Ist er freundlich, freudig, neugierig und aufgeschlossen oder scheu, verschreckt, ängstlich oder sogar panisch. Auf alle Fälle sollte man sich den auserwählten Rüden vor der Deckung persönlich ansehen, falls das möglich ist. Der persönliche Eindruck kann NIE ein Bild ersetzen.
Wir haben Ceysse Bugsy persönlich besucht. Ich war von ihm begeistert. Er ist kleiner als Spirit., hat einen sehr robusten Körperbau und eine tiefe Brust. Außerdem war sehr neugierig auf uns fremde Menschen. Hans hatte er sofort ins Herz geschlossen und überschüttete ihn mit "Bussis". Ceysse spielte rührend geduldig mit den Welpen die Eva mitgebracht hatte. Spirit wurde beschnüffelt, aber nicht bedrängt. Unser Besuch bei Eva und Ceysse bestärkte mich noch mehr in meiner Auswahl.
Eine lange Erfahrung :-), aber durchaus interessant auch für RüdenbesitzerInnen. Es lohnt sich als ZüchterIn am "Ball" zu bleiben und Zeit zu investieren, sich Gedanken zu machen und auch Nächte dem Internet zu opfern. Doch ich kann noch so gut planen - wir lassen uns überraschen was "Mutter Natur" uns schenkt.
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